Frühes Mittelalter. Dunkle Zeiten?
Die Zeitperiode zwischen dem Ende des Römischen Reiches (5. Jahrhundert) und dem Jahr 1000, das Frühmittelalter, ist schlecht bekannt. Es wird mit dunklen Zeiten gleichgesetzt, mit den Einfällen der Barbaren, die die römische Zivilisation zerstört hätten, mit dem triumphalen Einzug der neuen Religion, dem Christentum, und mit dem berühmten Kaiser Karl dem Grossen, der die Schule erfunden haben soll.
Die archäologischen und historischen Forschungen der letzten Jahrzehnte entkräften solche Klischees. Das Frühmittelalter entsteht und bereichert sich durch mannigfaltige soziale und kulturelle Veränderungen, die es durchziehen und auf deren Grundlage sich ein strukturiertes und stabiles System herausbildet: das Feudalsystem des Mittelalters.
Eine Ausstellung, die mit falschen Vorstellungen aufräumt
Die Ausstellung lädt dazu ein, das Frühmittelalter zwischen Alpen und Jura neu zu entdecken, indem Erkenntnisse von Archäologen, Historikern und anderen Spezialisten dieser Zeitperiode vermittelt werden. Nach einem Blick auf die früheren Forschungen und die Schulbücher, die mehrere Generationen gekannt haben, beginnt der Parcours mit einer Vorstellung der Zeittafel des Frühmittelalters.
Im ersten Stock werden die Besiedlung des Gebietes und der Handelsaustausch vorgestellt. Der zweite Stock ist der christlichen Religion gewidmet, die das Frühmittelalter stark geprägt hat. Ein Raum, der die Sprache und Schrift thematisiert und insbesondere die Zweisprachigkeit des Wallis (und der Schweiz), die auf diese Zeit zurückgeht, leitet in den dritten Stock über. Auf diesem Niveau wird die bei archäologischen Ausgrabungen geborgene materielle Kultur ausgestellt. Ein besonderer Ausstellungsraum ist den Bestattungen vorbehalten: diese repräsentieren die verschiedenen Riten, die im Verlauf der Jahrhunderte in Gebrauch waren.
Die Werkstätten im Handwerkerviertel von Illustrations © C. Bozzoli |
Bauernhof im 6.-7. Jahrhundert. Die Illustrations © C. Bozzoli |
Herausragende Leihgaben
Die Grosszügigkeit mehrerer Institutionen ermöglicht es, mehrere herausragende Objekte zu präsentieren, die selten zusammen gezeigt werden, insbesondere die aus Kirchenschätzen stammenden Stücke wie der Heiligenschrein des Theuderich aus dem 7. Jahrhundert (Abtei von Saint Maurice), der Krummstab des heiligen Germanus aus dem 7. Jahrhundert ((Musée jurassien d’art et d’histoire) und das Bursenreliquiar des Altheus aus dem 8. Jahrhundert (Domkapitel Sitten). Weitere Leihgaben wurden vom Schweizerischen Nationalmuseum und dem Musée d’art et d’histoire de Genève geliehen.
Die Walliser Kantonsarchäologie hat neues, aus jüngsten Ausgrabungen stammendes Fundmaterial zur Verfügung gestellt. Das Musée d’archéologie et d’histoire de Lausanne hat schliesslich durch Leihgaben einer grossen Anzahl von archäologischen Fundobjekten wesentlich zu dieser Ausstellung beigetragen. Diese ermöglichen es, die Walliser Funde zu ergänzen und die Zeitperiode in einen grösseren Zusammenhang zwischen Alpen und Jura zu stellen.
Krummstab des heiligen Germanus, © Musée jurassien d'art et d'histoire, |
Eine umfassende Begleitpublikation
Nach wiederholt erfolgreicher Zusammenarbeit zu prähistorischen Epochen haben das Geschichtsmuseum Wallis und das Musée d’archéologie et d’histoire de Lausanne gemeinsam die Herausforderung angenommen, diese 600 Jahre Geschichte (350-1000) zwischen Alpen und Jura einem breiteren Publikum zu vermitteln.
Diese Zusammenarbeit führte zu einer Publikation mit dem Titel Aux sources du Moyen Age. Entre Alpes et Jura de 350 à l’an 1000, die von der Archäologin Lucie Steiner wissenschaftlich betreut wurde. Der Band begleitet sowohl die Ausstellung in Sitten, die am 14. Juni 2019 eröffnet wird, als auch die thematisch leicht variierende Ausstellung zum Frühmittelalter, die ab Februar 2020 in Lausanne geplant ist.
Für die Medien
Präsentationsdossier und lizenzfreie Illustrationen zum Herunterladen hier
Praktische Informationen
«Frühes Mittelalter. Dunkle Zeiten?». Eine Ausstellung des Geschichtsmuseum Wallis
Le Pénitencier, Sitten
Rue des châteaux 24
Von 15. Juni 2019 bis 5. Januar 2020
Di-So: 11h-17h (Juni bis September: 18h)
Am 1. Sonntag des Monats freier Eintritt