Die Walliser Klangwelt, geprägt von Tambouren und Pfeifern, dem Autobahnlärm, Glockengeläut und dem Getöse der FA-18, dem Plätschern der Suonen und dem Surren der Seilbahnen, verschmilzt zwischen Ebene und Hochgebirge zu einem vielschichtigen Sound System mit kontrastreichen Rhythmen und Klängen - manchmal in Harmonie, manchmal wie eine Kakofonie.
Diese Ausstellung stellt das Zuhören in den Mittelpunkt. Der Rundgang ist eine Einladung, mit offenen Ohren die Merkmale und Entwicklungen der Walliser Klanglandschaften im 20. Jahrhundert zu entdecken.
Der gesellschaftliche Wandel wird von Alltagsgeräuschen, Stimmen und Musik begleitet. Es sind sensible Spiegelbilder menschlicher und nichtmenschlicher Aktivitäten und abwechselnd Kommunikationsmittel, Identitäts- und Tourismussymbole, Beschwerdegrund oder Kulturgut. Diese Bilder gewähren uns einen besonderen Einblick in die Entwicklung des Territoriums und in unsere Wahrnehmung.
Im Dialog mit den behandelten Themen begleiten Klangkreationen, realisiert von der EDHEA (Schule für Gestaltung und Hochschule für Kunst Wallis) und der Künstlerin Abril Padilla, den Rundgang durch die Ausstellung. Das Verfahren koppelt die historische Perspektive mit einer sinnlichen Erfahrung und fordert so das Publikum auf, die Ohren zu spitzen und das Hören als Mittel zum Verständnis der Welt zu betrachten.
Nehmen Sie Ihren eigenen Rhythmus auf - willkommen im klingenden Wallis.
Diese Ausstellung ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit der Abteilung Klangkünste der EDHEA, der Abteilung für Zeitgeschichte der Universität Lausanne und dem Archiv von RTS.
Contrôle de jukebox en 1957 en Valais. Les chansons offensant les « bonnes moeurs » étaient immédiatement retirées. © StAAG/RBA1-1-17441_1, Jean-Pierre Grisel
Eine klangliche und sinnliche Ausstellung
Die Ausstellung «Wallis Sound System», die von 8. Juni 2024 bis 12. Januar 2025 im Ausstellungszentrum Le Pénitencier gezeigt wird, ist eine Kombination aus Kulturerbe und Kreativität, wobei die geschichtliche Perspektive von einer Sinneserfahrung begleitet wird. Das Geschichtsmuseum Wallis war bestrebt, einen Dialog zwischen einem geschichtlichen und einem künstlerischen Vorgehen zu schaffen und hat deshalb für dieses Projekt mit der Sektion Geschichte der Universität Lausanne und dem Departement Klangkünste der EDHEA (Schule für Design und Kunsthochschule Wallis) zusammengearbeitet. Zwei Klangkreationen der EDHEA sowie ein Werk der Künstlerin Abril Padilla bilden den Soundtrack des Rundgangs.
Die erste Kreation, die anhand von Tonaufzeichnungen verschiedener Gedächtnisinstitutionen entstanden ist, die das audiovisuelle Kulturgut im Zusammenhang mit dem Kanton verwahren, wie die Mediathek Wallis-Martinach, führt einen Dialog mit den präsentierten Thematiken und den ausgestellten Objekten. Die zweite Kreation, die anhand bisher unveröffentlichter, eigens für dieses Projekt gemachter Aufzeichnungen entstanden ist, bietet eine zeitgenössische Interpretation der Klänge des Walliser Territoriums. Eine in Zusammenarbeit mit dem Archiv der RTS realisierte Montage von Stummfilmen bildet einen Kontrapunkt zu diesem Klangarrangement.
Die dritte Komposition ist eine Installation der Künstlerin Abril Padilla, welche diese anhand des reichen Archivbestands des Tonjägers Paul-André Florey geschaffen hat, der in der Mediathek Wallis–Martinach konserviert ist.
Die Ausstellung ist eine Aufforderung, den Eigenheiten und der Entwicklung der Klänge des Wallis im Verlauf des 20. Jahrhunderts zu lauschen und über unsere Beziehung zum Territorium und zu anderen Menschen nachzudenken. Sie hinterfragt das Kulturerbe, die Sinnbilder und die Vorstellungen, die rund um diese Klänge entstehen, die zuweilen mit grossen symbolischen Werten besetzt sind. Die Dauerausstellungen der drei Kantonsmuseen (Kunstmuseum, Geschichtsmuseum, Naturmuseum) antworten als Echo auf die Hauptausstellung mit ergänzenden Klanginstallationen.
Reportage de Radio-Lausanne lors d’une journée de vignolage au-dessus de Sierre, 1967. A droite de l’image, le compositeur Jean Daetwyler. © Frido Pont, Treize Etoiles, Médiathèque Valais-Martigny
Drei Echos
Als Echo dazu sind in den Dauerausstellungen der drei Walliser Kantonsmuseen Klanginstallationen zu hören, gleichermassen als ergänzende Resonanzen.
- Im Kunstmuseum gibt Marcus Maeders Perimeter Pfynwald einen akustischen Einblick in die Auswirkungen des Klimawandels auf den Pfynwald (VS)
- Im Naturmuseum erzählt Melting Landscapes von Ludwig Berger in Ton und Bild vom Schmelzen des Morteratsch-Gletschers (GR)
- Das Geschichtsmuseum baut eine Auswahl von Vinyl-Schallplatten aus den Sammlungen der Mediathek Wallis - Martigny in den Museumsrundgang ein und verwandelt das Museum auf Valeria in eine riesige Jukebox
Eine Ausstellung für alle
Ob die «Ohren auf Durchzug» stehen oder man ein feines Gehör hat, jede Person hat eine intime und persönliche Beziehung zum Klang. Gedacht für ein breites Publikum, lädt Wallis Sound System die Besucherinnen und Besucher ein, sich dieser Wahrnehmungen bewusst zu werden.
Rund um die einfache Erfahrung von Stille, dem Feststellen der schmalen und sehr persönlichen Grenze zwischen Klang und Lärm, oder der Komplexität des alltäglichen Klangbads können Jung und Alt, allein oder in der Gruppe, stille und visuelle Spuren ihres Besuchs hinterlassen und gleichsam einen stummen Dialog führen mit denen, die vor ihnen da waren und denen, die danach kommen werden.
Ein Besuchskit für Familien
Für Familien steht ein Koffer mit Vorschlägen zur Verfügung, um den Besuch mit Experimenten und Diskussionen zu füllen: Es beginnt mit einem Aufwärmtraining für die Ohren, geht weiter mit einem grossen Wandgemälde, das vervollständigt werden muss, einem Klanglotto, verschlüsselten Botschaften und vielen anderen Überraschungen, die es zu entdecken gilt. Link zum Flyer.
Là-haut sur la montagne, 2014 © Delphine Claret-Broggio, EQ2
Eine Referenzpublikation und eine Schallplatte setzen das Erlebnis fort
Die im Verlag «Hier und Jetzt», Zürich, erscheinende Publikation Wallis Sound System. Zeitgenössische alpine Klänge erscheint als Band 14 der Reihe des Geschichtsmuseums Wallis. Die auf Deutsch und Französisch verfügbare Publikation hat die Ambition, sich unter den Referenzwerken einzureihen, die sich einer human- und sozialwissenschaftlichen Annäherung der Thematik der alpinen Klangbilder verschrieben haben.
Zudem wurde aus diesem Anlass eine Schallplatte herausgegeben. Dieser Tonträger, dessen materielle Beschaffenheit sich als Manifest einer Kultur des Zuhörens versteht, verewigt eine der in der Ausstellung präsentierten Klangkreationen der EDHEA. Die Komposition wurde anhand von Originalaufzeichnungen geschaffen, die zwischen Januar 2023 und Februar 2024 im Wallis entstanden sind, bietet eine zeitgenössische Interpretation der auf dem Territorium aufgenommenen Klänge. Jede und jeder einzelne kann sich diese Klanglandschaft aneignen und mit eigenen Erfahrungen kombinieren.
Veranstaltungen im Rahmen der Ausstellung
- 7. Juli: Bin im Museum...krass kunterbunt!Mit offenen Ohren spazieren wir durch die Ausstellung und lauschen den typischen Klängen des Wallis. Wir experimentieren und spielen mit Geräuschen und Tönen und machen eine besondere Stilleerfahrung.
11-16 Uhr: Eintritt und Aktivität kostenlos!
- 1.September: Bin im Museum...krass kunterbunt!
Mit offenen Ohren spazieren wir durch die Ausstellung und lauschen den typischen Klängen des Wallis. Wir experimentieren und spielen mit Geräuschen und Tönen. Es besteht die Möglichkeit den Walliser Lieblingssound zu archivieren. Heute achten wir besonders auf die Geräusche der Natur in Begleitung einer Klangfängerin.
11-16 Uhr: Durchgehender Workshop, Eintritt und Aktivität kostenlos!
16-17 Uhr: Begegnung mit Noémie Delaloye, Naturakustik-Forscherin
- 4. September: Bin im Museum ...schwungvoll in Form!
Lassen Sie sich in den Museumsräumen inspirieren, um Ihre Kreativität in Bewegung und Tanz zu erforschen. Die Bewegungskünstlerinnen laden Sie dazu ein, sich den spontanen Impulsen hinzugeben und die ausgestellten Kunstwerke, Objekte oder Tiere mit den Bewegungen nachzuempfinden oder tanzend auszudrücken.
18:30-19:30 Uhr. Teilnahme im Museumseintritt inbegriffen - 21. September: Einweihungsfeier der Ancienne Chancellerie und Auftakt des Museums- und Kulturzentrums
Konzerte, Workshops, Aufführungen... Die Partner des Museums- und Kulturpols laden Sie auf den Hügeln von Sitten zu einem ganz besonderen und feierlichen Tag ein, der ganz im Zeichen der freundschaftlichen Vernetzung steht.
10:30 Uhr: Aussergewöhnliches Konzert von Ephraïm Salzmann, Hackbrett trifft seinen Verwandten aus dem Nahen Osten, den Santoor
10-22 Uhr: Eintritt und Veranstaltung kostenlos! - 8. Oktober: Bin im Museum…super schmackhaft!
Nutzen Sie Ihre Mittagspause auf eine andere Art und kommen Sie alleine, mit Kollegen oder Freunden. Nach einer 20-minütigen Führung, können Sie im geselligen Rahmen weiterdiskutieren und ihr Picknick in malerischer Umgebung geniessen.
12:15-13 Uhr: Einheitspreis 4,-, Führung auf Französisch - 26. Oktober: Bin im Museum...wahrhaft vertieft!
Lassen Sie uns philosophieren in einem spontanen und offenen Austausch, keine Vorkenntnisse erforderlich. Erweitern Sie Ihren Horizont oder den der anderen. Mit Louise Roduit, Leiterin philosophischer Workshops
11:30-12h30: Teilnahme im Museumseintritt inbegriffen, Workshop auf Französisch - 9. November: Nacht der Museen
Konzerte, Lieblingswerke, Workshops, Klangjagd... ein Programm mit Tuten und Blasen, das die Wände des Le Pénitenciers wackeln lässt.
Eintritt und Aktivitäten kostenlos! - 16. November: Bin im Museum...total kreativ!
Zeichenworkshop, offen für alle. Mit Alexia Turlin, Künstlerin und Bergbegleiterin.
11-13 Uhr: Teilnahme im Museumseintritt inbegriffen - 3. Dezember: Bin im Museum…super schmackhaft!
Nutzen Sie Ihre Mittagspause auf eine andere Art und kommen Sie alleine, mit Kollegen oder Freunden. Nach einer 20-minütigen Führung, können Sie im geselligen Rahmen weiterdiskutieren und ihr Picknick in malerischer Umgebung geniessen.
Dies ist die einmalige Möglichkeit mit den Museumsspezialisten ins Gespräch zu kommen und mehr über die Instandhaltung der Objekte zu erfahren oder auch einfach nur ins Träumen zu geraten, wenn Sie von ihrem Lieblingsobjekt sprechen.
12:15-13 Uhr: Einheitspreis 4,-, Führung auf Französisch - 19. Dezember: Bin im Museum…einfach gemütlich!
Begleiten Sie die Kulturvermittlerin auf einem gemütlicheren Rundgang, um gemeinsam ein Thema der Ausstellung zu erkunden. Anschliessend treffen sich alle Teilnehmer zu einer geselligen Kaffeerunde: Zeit zum Diskutieren, Erzählen, Kaffee trinken und Kuchen essen, geniessen......
14-15 Uhr: Teilnahme im Museumseintritt inbegriffen - 12. Januar: Finissage der Ausstellung
Zum guten Schluss und mit viel Musik: UBAC, ein Konzert, das elektronische Musik mit den Klängen der Berge aus aller Welt verbindet, unter anderem die Alpen aus den Archiven des MEG gemischt mit ganz aktuellen Aufnahmen aus dem Wallis. Mit Dimitri Güdemann de Vouipe und Madeleine Leclair, Kuratorin, Leiterin der Abteilung für Ethnomusikologie und AIMP-Freunde am Musée d'ethnographie de Genève.
16-17:30 Uhr
Praktische Informationen
« Wallis Sound System », eine Ausstellung des Geschichtsmuseums Wallis
Le Pénitencier, Sitten
Rue des Châteaux 24
vom 8. Juni 2024 bis zum 12. Januar 2025
Di-so : 11:00-17:00 Uhr (18:00 Uhr von Juni bis September)
Am 1. Sonntag des Monats freier Eintritt
Vernissage: Freitag, 7. Juni um 18 Uhr.
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