Was passiert, wenn wir ein Kunstwerk fünf Minuten, eine Viertelstunde oder sogar eine Stunde lang betrachten? Die Ausstellung Chi va piano bietet von 18. Mai bis 10. November 2019 die Möglichkeit, genau dies zu erfahren. Jeden Monat zeigt das Kunstmuseum Wallis im Rhythmus des Mondkalenders ein neues Werk oder eine ganze Sammlung aus seinen Beständen, und lässt Sie so langsame Kunst erleben.
s l o w : Langsamkeit als Motto
Als Museumsbesucherinnen und -besucher betrachten wir ein Kunstwerk durchschnittlich während drei Sekunden. Unsere Telefone hingegen beanspruchen unsere Aufmerksamkeit mehrere Stunden täglich, und wir werden von Werbebildern überflutet. Da ist es wichtig, dass wir zu einem natürlichen Rhythmus zurückfinden. Chi va piano va sano e va lontano (wer langsam geht, geht gesund und kommt weit), daran erinnert uns ein italienisches Sprichwort.
Der Raum des Kunstmuseums Wallis namens «Au Quatrième» präsentiert während sechs Monaten ein Dutzend verschiedene Werke, für die man sich Zeit nehmen und Zeit lassen soll, um genauer hinzusehen und zu verweilen. Wir sind eingeladen, bequem auf einem der Stühle sitzend, in diesen Raum einzutauchen, um die Auswirkungen der Zeit auf das Beobachten zu ermessen. Über das Betrachten hinaus achten wir mit unserem ganzen Wesen auf den Komfort des Sitzes, den Klang des Ortes und auf unsere eigene Atmung. Die Ausstellung erstreckt sich bis auf die Aussenterrassen des Kunstmuseums, die sich für andere langsame Praktiken wie Lesen, Zeichnen, Faulenzen oder sogar ein Nickerchen eignen.
Die Sammlung im Rhythmus des Mondkalenders mit der Künstlerin Marie Velardi
Die Auswechslung der Werke erfolgt nach dem Rhythmus des Mondkalenders, d. h. alle 29,5 Tage während des Vollmonds. Im Ausstellungsraum gibt das eigens für diesen Anlass geschaffene Werk Luna der Schweizer Künstlerin Marie Velardi (*1977) mittels einer Monduhr den Takt an. Der Uhrzeiger umkreist das Zifferblatt nach dem Mondzyklus.
|
Marie Velardi, Luna (Projekt Monduhr), 2019, Produktion für die Ausstellung Chi va piano. Slow art mit den Sammlungen im Kunstmuseum Wallis, Sitten © Marie Velardi, courtoisie de l'artiste. |
Die Auswahl der ausgestellten Werke erfolgte aufgrund ihres Formats, ihrer Intensität, Qualität und ihres Entwicklungspotenzials, wenn man sie lange Zeit betrachtet. Die in unterschiedlichen Techniken wie Fotografie, Malerei, Tapisserie oder Installation ausgeführten Werke werden für die Ausstellung aus dem Museumsdepot geholt, wo sie sonst verwahrt werden.
Die Werke stammen von renommierten Künstlern verschiedener Epochen:
18.05 – 16.06: Nicolas Faure (*1949)
18.06 – 14.07: François Boson (*1949)
17.07 – 13.08: Sophie Calle (*1953)
15.08 – 12.09: Miquel Barceló (*1957)
14.09 – 13.10: Alexandre Calame (1810-1864)
15.10 – 10.11: Magdalena Abakanowicz (1930-2017)
Der Salon Suisse an der Biennale Arte Venezia 2019 erteilte Céline Eidenbenz, Direktorin des Kunstmuseums Wallis, eine Carte Blanche. Die diesjährige Ausgabe ist unter dem Titel s l o w . dem Thema Langsamkeit gewidmet. Chi va piano nimmt diese italienische Programmgestaltung auf.
Sonntag, 19. Mai 2019, 17–20 Uhr: Retours de Venise. Ein s l o w Salon in Sitten
Eröffnung der Ausstellung Chi va piano in Anwesenheit des Künstlers Nicolas Faure, gefolgt von einer Diskussion zum Thema Kulturfieber mit besonderen Gästen.
Jeden 1. Sonntag im Monat von 14.30 bis 16.30 Uhr: Slow-Führung
Rundgang und Austausch mit einer Kunsthistorikerin oder einem Kunsthistoriker oder mit dem Künstler sowie Entspannungsübungen, um eine andere Beziehungsqualität zum ausgestellten Werk zu erfahren.
2. Juni, 4. August, 6. Oktober: auf Französisch
7. Juli, 1. September, 3. November: zweisprachig, Französisch und Deutsch
Mittwoch, 2. Oktober 2019, um 17 Uhr: Dancewalk – Ultra Wallis
Der Tänzer und Choreograph Foofwa d'Imobilité macht ein Zwischenstopp im Kunstmuseum Wallis mit Virna Signorelli, Hypnosetherapeutin.
Samstag, 9. November 2019: Museumsnacht
Kaschmirisches Yoga mit der Künstlerin Vidya Gastaldon.
Praktische InformationenKunstmuseum
Place de la Majorie, Sitten
18. Mai bis 10. November 2019
Dienstag bis Sonntag, 11.00–17.00 (von Juni bis September: 11.00–18.00)