Naturmuseum Wallis und Konservatorium und Botanischer Garten von Genf arbeiten zusammen
Im Rahmen des ersten Projektaufrufs 2021 haben das Konservatorium und der Botanische Garten von Genf (CJBG) in Zusammenarbeit mit dem Naturmuseum Wallis ein Projekt mit dem Titel «Konditionierung und freier Zugang zu wichtigen Sammlungen in Genf und Sitten: ein gemeinsames Vorgehen zur Förderung des Transfers von Richtlinien für die Verwaltung von Sammlungen» eingereicht. Das Projekt wurde angenommen und von den beiden Institutionen im September 2022 konkret in Angriff genommen.
Es läuft bis 2024 und wird von der Stiftung Mariétan und den Freunden des Naturmuseums unterstützt.
Aussergewöhnliche Herbarien
Erforschung, Begutachtung, Restaurierung, Digitalisierung, aber auch Ausbildung: Das Projekt SwissCollNet bietet die ausgezeichnete Gelegenheit, über 12’000 Belege des Herbariums der Sammlungen des Naturmuseums aufzuwerten. Dies entspricht 20 Prozent aller zurzeit im Museum aufbewahrten Belege.
Das Naturmuseum hat drei wichtige Sammlungen ausgewählt:
- Bei der ersten handelt es sich um das Herbarium des Walliser Naturforschers Denis Coquoz (1887–1962), das zahlreiche Pflanzen aus der Region Salvan umfasst, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts für ihre seltenen Taxa bekannt war.
- Die zweite wichtige Sammlung enthält die Herbarien der Abtei St-Maurice (rund 8’500 Exemplare) bestehend aus Pflanzen, die am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts unter anderem von Ignace Mariétan, Maurice Besse, Albert Thellung, Hermann Christ, Otto Jacomet und Jean Deschenaux gesammelt wurden. Diese Naturforscher legten den Grundstein für unsere aktuellen Kenntnisse über die Walliser Flora.
- Bei der letzten Sammlung handelt es sich um rund 900 Exemplare der Gattung Habichtskräuter (Hieracium) der Familie der Korbblütler (Asteraceae), die im allgemeinen Herbarium aufbewahrt werden. Darin werden alle Belege des Walliser und alpinen Herbariums aufbewahrt, die seit Beginn des 19. Jahrhunderts in unsere Sammlungen aufgenommen wurden. Diese reichhaltige Sammlung umfasst mehrere Typus-Belege (Typus = Referenzbeleg, der zur Beschreibung einer Art diente), die mit Taxa in Verbindung gebracht werden, die unter anderem vom Domherrn Maurice Besse (1864–1924) beschrieben wurden.
Das Konservatorium und der Botanische Garten von Genf werden das Herbarium des bekannten Genfer Botanikers Georges Reuter erfassen und digitalisieren. Einige darin enthaltene Belege wurden auch im Herbarium des Naturmuseums identifiziert.
Nutzen des Projekts
Da der Klimawandel zu grosser Sorge Anlass gibt, ist es entscheidend, über Daten zu verfügen, die es ermöglichen, die Verbreitung von Pflanzen aller Art zu untersuchen. Historische Herbarien sind folglich für das Verständnis der schweizerischen und weltweiten Pflanzenvielfalt von entscheidender Bedeutung.
Trotz ihrer Relevanz für das Wissen über die pflanzliche Biodiversität konnten einige von ihnen lange Zeit nicht konsultiert werden und ihre Digitalisierung und ihr Online-Zugang über Open-Access-Plattformen war stark eingeschränkt.
Das Projekt SwissCollNet wird dank sorgfältiger Begutachtung, Erforschung, Lokalisierung, Inventarisierung, Neukonditionierung und Digitalisierung diesbezüglich Abhilfe schaffen.
Dank einer engen Partnerschaft zwischen dem Naturmuseum und dem CJBG, bei der es in erster Linie um den Austausch über das Vorgehen bei der Verwaltung von Herbarien und die Durchführung von Kurzzeitpraktika für technisches Personal geht, soll letztendlich ein öffentlicher Zugang zu sämtlichen wissenschaftlich und historisch wichtigen Sammlungen bereitgestellt werden, die zurzeit auch für die Wissenschaft praktisch komplett unzugänglich sind.
Links:
- SwissCollNet
- Das Projekt des CJBG und des Naturmuseums
- Die Kriterien / Bedingungen für den Projektaufruf:
- Herbarium Reuter im Conservatoire et Jardin botaniques de Genève
Copyright: :
Montageplatz in den Räumlichkeiten des Zentrums für Sammlungsbearbeitung. Der gezeigte Anteil wird nach den im Conservatoire et Jardin botaniques de Genève erlernten Methoden montiert / Weiße Rhynchospora (Rhynchospora alba (L.) Vahl, Inv.-Nr. SION000326), 1919 von Denis Coquoz unter Les Marécottes gesammelt, bevor sie restauriert wurde. Der Lebensraum dieser seltenen Sumpfpflanze, der sich in der Nähe des Zoos befand, ist heute verschwunden